Die Entscheidung by Link Charlotte

Die Entscheidung by Link Charlotte

Autor:Link, Charlotte [Link, Charlotte]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: blanvalet
veröffentlicht: 2016-06-22T12:16:19+00:00


Simon erkannte im ersten Moment weder die Stimme der Anruferin, noch konnte er sofort ihren Namen einordnen.

»Lena?«, fragte er stirnrunzelnd.

»Ich bin die Freundin von Kristina.«

»Oh, entschuldige!« Er stand wirklich neben sich, aber vielleicht war das kein Wunder. »Lena. Natürlich. Klar weiß ich, wer du bist.«

Lena war ein paar Mal dabei gewesen, wenn er und Kristina essen oder in eine Kneipe gegangen waren. Manchmal auch andere Freunde von Kristina, aber Lena hatte eindeutig den ersten Platz in Kristinas Herzen inne. Simon hatte den Wink mit dem Zaunpfahl natürlich kapiert: Kristina machte ihn mit ihrem Umfeld bekannt, führte ihn in ihren Freundes- und Bekanntenkreis ein, weil sie dasselbe auch von ihm wollte. Er hatte sie niemandem, den er kannte, vorgestellt, aus Angst, auf Umwegen könnten seine Kinder davon erfahren. Noch immer waren die meisten seiner Freunde zugleich die Freunde seiner Exfrau, ein Umstand, der seit der Scheidung ohnehin mehr als es Simon lieb war dafür sorgte, dass sie wechselseitig ziemlich gut über das Leben des jeweils anderen informiert blieben.

So war es zu der Schieflage gekommen: Er kannte Kristinas Umfeld und Kristinas Umfeld kannte ihn. In seinen Kreisen jedoch ging man davon aus, dass er noch immer als Single lebte.

An einem Kneipenabend jedenfalls hatten er und Lena, jetzt erinnerte er sich daran, die Handynummern ausgetauscht.

»Wir haben ja von nun an vielleicht öfter miteinander zu tun«, hatte Lena gesagt. »Denn ich hoffe sehr, dass du mit Kristina zusammenbleibst.«

In Lena hatte er eine große Fürsprecherin, das hatte er gleich gespürt. Vielleicht, dachte er jetzt, wäre es mit mir und Kristina sonst schon viel früher zu Ende gewesen.

»Ich mache mir Sorgen«, sagte Lena nun. »Kristina wollte mich sofort anrufen, wenn sie in Hamburg gelandet ist. Und ich höre einfach nichts von ihr.«

»Vielleicht will sie alleine sein«, sagte Simon. »Es ist … es ist nicht gut gelaufen …«

»Ich mache mir Vorwürfe«, sagte Lena. »Ich habe sie gedrängt, nach Marseille zu fliegen. ›Es ist doch Unsinn, dass ihr beide an Weihnachten jeder alleine herumsitzt‹, habe ich ihr gesagt. Ich wollte, dass sie euch eine Chance gibt. Ich finde, ihr gehört zueinander. Wenn man euch zusammen erlebt … Ich weiß nicht, man spürt einfach, dass zwischen euch so viel Harmonie ist …«

Von Harmonie, dachte Simon, war eigentlich schon sehr lange nichts mehr zu spüren gewesen.

Aber er wusste, was Lena meinte: Irgendwie passten sie zusammen. Wo sie verschieden waren, ergänzten sie sich gut. In vielem stimmten sie zudem überein: Sie konnten über dieselben Dinge lachen. Sie mochten dieselben Bücher und dieselben Filme. Sie liebten dieselben Landschaften, fanden dieselben Leute unerträglich und dieselben gut. Sie diskutierten leidenschaftlich gern über Politik und tranken dabei ebenso leidenschaftlich gern einen guten Rotwein. Kristina hatte immer gewusst, dass sie ihn ohne Probleme in ihrem Umfeld präsentieren konnte, weil er dazu passte, dieselbe Sprache wie die anderen sprach und sie ganz sicher nicht blamieren würde. Umgekehrt war ihm das genauso klar gewesen. Jeder in seinem Umfeld hätte Kristina toll gefunden.

Hätte. Denn sie war ja sein bestgehütetes Geheimnis geblieben.

»Normalerweise …«, setzte er an, doch ehe er den Satz zu Ende sprechen konnte, hakte Lena schon ein.



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